Die Kriegergedächtniskapelle
Es war das große Anliegen des Örtlichen Kriegervereins in Waldernbach, ein Denkmal für lebende und gefallene Krieger zu errichten. Der Plan wurde über Monate in der Gemeinde heftig diskutiert. Dabei spielte die Vorstellung von Pfarrer Müller eine bedeutende Rolle. Er hätte am liebsten auf ein Denkmal verzichtet. Der Gemeinde erklärte er, dass er geschmacklose, sinnlose Denkmale verabscheue, die er oft gesehen habe. Geziemend sei, katholische Ideen irgendwie zum Ausdruck zu bringen. Der Kriegerverein ließ sich von einem Sachverständigen aus Wiesbaden beraten, und dieser regte den Bau einer Kapelle an. Der Plan fand allgemein Beifall. Der Entwurf stammte von dem Architekten J. W. Lehr aus Wiesbaden, den das staatlich anerkannte Denkmal-Komitee vermittelt hatte. Der Bau sollte aus Basaltbruchsteinen errichtet werden mit einem Reitertürmchen auf dem Walmdach, einem Vordach auf Holzstützen, neugotischen Tür- und Fensteröffnungen und einem Kreuzrippengewölbe im Innern. Die Kosten waren auf 15.000 Mark veranschlagt. Dabei sollten die Steine und der Sand unentgeltlich geliefert werden. Die Zivilgemeinde stellte den Bauplatz zur Verfügung. Dieser lag fünf Minuten vom Dorf entfernt an der Straße nach Lahr. Dort stand seit 150 Jahren ein Steinkreuz, das sich an eine riesige Linde, ein Wahrzeichen der Umgegend, anlehnte. Zweimal hatte der Blitz Baum und Kreuz beschädigt, und ein Mensch war dort im Jahre 1908 durch Blitzschlag getötet worden. Das Kreuz sollte wiederhergestellt und in die Kapelle eingefügt werden. Außer dem Bauplatz genehmigte die Zivilgemeinde 8.000 Mark. Einige tausend Mark wurden durch Hauskollekten gesammelt. Fehlende Gelder erhoffte man durch weitere Kollekten aufzubringen. Die Bauleitung war in Händen des Architekten Lehr. Die Bauarbeiten wurden von dem Maurerpolier Georg Schäfer aus Waldernbach ausgeführt. Im Herbst 1922 war der Bau vollendet. Pfarrer Müller schreibt in der Pfarrchronik:
"Am 17. September 1922 wurde mit kirchlicher Genehmigung eine neuerbaute Kapelle zur Ehre Gottes und für die verstorbenen oder gefallenen Krieger vom Pfarrer unter Assistenz von Herrn Kaplan Hilpisch und Herrn Pater Wunibald eingeweiht. Die Einweihungsfeier verlief unter großer Beteiligung aller Vereine in corpore recht schön. Herr Kaplan Hilpisch hielt eine treffliche Festrede, Herr Bürgermeister Hilpisch eine Ansprache, bei der er dem Pfarrer den Schlüssel der von der Zivilgemeinde erbauten Kapelle übergab. Am folgenden Morgen wurde in der Kapelle eine heilige Messe für die gefallenen Krieger gehalten ".
Im Innern steht auf dem Altartisch vor einem schlichten Holzkreuz
als Andachtsbild eine Pieta, eine Holzschnitzarbeit aus dem Grödner
Tal (Südtirol) aus dem Jahre 1980.
(Quelle: Chronik 700-Jahre Waldernbach)
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